Dr. Eichelbaum M 1108

55.05,800 N und 11.02,500 E

Ein Tauchgang an Dr. Eichelbaum  ist eine gute Gelegenheit um einen gefallenen Krieger seine letzte Ehre zu erweisen.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht nun eines jener Schiffe, die man in längst entschwundenen Zeiten mit dem Spitznamen „DERGL“ belegt hatte.

 

Generalplan

Generalplan der Dr. Eichelbaum

„DERGL.“

Dieser zugegebenermaßen doch sehr seltsam klingende Name entstand wenige Jahre vor dem ersten Weltkrieg 1914. 

Recht anschaulich beschreibt Hans Kohl in seinem Buch „Walfangboote und Fischdampfer im Krieg“ wie es zu diesem Namen kam.

Seitdem Kaiser Wilhelm II ein Flottenaufbauprogramm zum Schutze des Reiches und zum Schutz deutscher Interessen auf See befohlen hatte, bestimmte eine immer größer werdende Flotte von Linienschiffen, Kreuzern, Schlachtschiffen und U-Booten das Bild der alljährlichen, im Frühjahr und auch im Herbst stattfindenden, Flottenmanöver. Der Kaiser begeisterte sich immer mehr für diese zu der damaligen Zeit doch sehr imposanten Schiffe. Es wurden unzählige Postkarten und Wandbilder von den Schiffen gefertigt um diese auch im Binnenland bekannt zumachen. Die Bevölkerung sah mit Stolz auf die Linienschiffs- und Kreuzergeschwader, die mit hochgehender Bugwelle durch die Nord- und Ostsee schäumten.
Wenn vom Flaggschiff per Flaggensignal „Durchbruch durch die Linie“ befohlen wurde, dann jagten die „schwarzen Gesellen“ , die nachtdunkel angestrichenen Torpedoboote der damaligen Zeit, zwischen den Dickschiffen hindurch; um aus deren „Feuerlee“, dem Trefferschutz, und unter dem roten Doppelstander „ Zet vor“ zum Torpedoangriff auf den Gegner anzusetzen, tollkühn natürlich, wie immer wieder dargestellt.

Dr.Eichelbaum

Dr.Eichelbaum

Was sonst noch an kleineren Schiffen umher fuhr, um diese Flottenmanöver erst möglich zu machen, wie Frischwassertransporter, Marineschlepper, Tanker, Hafenschutzboote usw. wurden von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. In den Listen der teilnehmenden Flottenverbände rangierten diese unentbehrlichen Helfer meist unter der Rubrik und dergleichen abgekürzt „dergl.“.


Aus dieser Tatsache wurde unter den Besatzungen dieser Schiffe , wie auch später in der gesamten Flotte der Begriff „Dergl.“ geprägt.
 
Wer auf einem „Dergl.“ zur See fuhr genoss in den Augen selbstbewusster und elitär wohlerzogener Seeoffiziere seiner Majestät des Kaisers kein sonderlich großes Ansehen, sondern wurde eher herablassend betrachtet.
 

Dr Eichelbaum

Je weiter der Krieg 1914 – 1918 fortschritt, desto bedeutsamer wurden die vorher herablassend behandelten „Dergl.“. 
Kurz nach Kriegsausbruch, am 28. August 1914, bescherten die Engländer in einem Seegefecht, in dessen Verlauf die kleinen Kreuzer CÖLN, MAINZ und ARIADNE sowie das Torpedoboot V 187 sanken und zum Totalverlust wurden, den Deutschen eine empfindliche Niederlage.
Man musste erkennen, das die Kreuzer, die als Aufklärer eingesetzt waren, ohne eine weiträumige Luftaufklärung einerseits, und die in der Nordsee ständig präsenten, praktisch fast wetterunabhängig operierenden Vorpostenboote andererseits, nicht ausreichend vor Überraschungen des Feindes geschützt waren.

Ein Schwesterschiff von Dr.Eichelbaum

Dr. Eichelbaum

Nun war die Stunde der „Dergl.“ gekommen ohne die die Flotte, oder auch die U-Boote, ihre Feindfahrten hätten nicht antreten können.
Die Marineleitung hatte keinerlei Erfahrung mit dem Umbau von Fischdampfern zu Vorpostenbooten und diese dann zur Minenabwehr auszurüsten. Anfangs bewaffnete sie man nur schwach, selbst an wichtigen Funktelegrafieanlagen wurde gespart. Schon im August 1915 sah man sich gezwungen, diesen doch sehr unzureichenden Zustand abzuändern und viele Schiffe mit Torpedorohren, Geschützen  sowie U-Bootdrachen und Wasserbomben zur U-Bootbekämpfungnachzurüsten.

Zuerst wurden 45 Fischdampfer Neubauten von der Marine übernommen und später sollten Werften 145 weitere Neubauten, die man mit Unterkünften für 27 Mann, Geschützunterbauten, Munitionskammern, Generatoren und leistungsstarke Scheinwerfer ausrüstete, abliefern. 
Nein, über die „Dergl.“ lachte bald niemand mehr. Über 50 solcher Boote sanken nach Minen- und Torpedotreffer, im Granathagel feindlicher 
Zerstörer an beiden Seekriegsfronten oder sind auf hoher See einfach verschollen.

Niedergang zur Back

Der bewaffnete Fischdampfer war zu einem unentbehrlichen Seekriegsmittel geworden, was für hohe, einflussreiche Seeoffiziere zum einem „AHA“ Erlebnis wurde.
Im Zuge des Flottenaufbaus, zu Beginn des zweiten Weltkrieges, sah es das OKM als richtig an , „Mobilmachungsmässig“ abermals zahlreiche Fischdampfer zu Hilfs-, Vorposten- und Minenräumbooten ausrüsten zulassen. 

Nachdem Kriegsausbruch 1945 war die Kriegsmarine keinesfalls zum Kampf gegen einen weitaus mächtigeren Gegner gerüstet, so das der „Dergl“ schlagartig seine Wiederauferstehung“ erlebte. 
Einer dieser vielen Fischdampfer war auch die „Dr. Eichelbaum“.
 
Der „Dr. Eichelbaum“ war nur ein sehr kurzes Leben vergönnt. 

Sie wurde 1937 von den Howaldts-Werken, Hamburg für H. Fock, Hamburg, unter der Bau-Nr. 769 gebaut. Sie war 53,8m lang , war 8,30m breit und hatte einen Tiefgang von 4,65 m.
Angetrieben wurde Dr. Eichelbaum von einem kohlebefeuerten Kessel und einer nachfolgenden 3 – Fach – Expansions Dampfmaschine mit 850 PSi Leistung. Diese Leistung reichte für das 467 Brt große, oder 1000 tdw verdrängende Schiff aus um eine Dienstgeschwindigkeit von 12 kn zu erreichen.
Im Frieden trug das Schiff die amtliche Fischereinummer HH 233.

Der Bug mit der Halterung für das Bugschutzgerät (Vorrichtung zum schneiden von Ankertauminen)

 

Von der Kriegsmarine wurde das Schiff 22.09.1939 übernommen, unbenannt in M-1108, umgerüstet zum Minenräumer und in die 11.Minensuchflottille, dessen Flottillenchef zu diesem Zeitpunkt  KKpt. d. R. Fritz Scabell war, eingegliedert.

Es war bewaffnet mit einer 8,8 cm Kanone mehrere Flakwaffen sowie Geräte und Ausrüstung zum Minenräumen.

 

 

 

KptLt.z.S. von Ramm

OlzS. Karl Hören

 

Als erster Kommandant war vom 22.09.1939  KptLt.z.S. von Ramm (links) kommandiert.  OlzS Karl Hören (rechts) wurde sein Nachfolger.

OlzS. Karl Hören wurde später Komandant von M 433.

M 433 wurde am 26.10.1944 im Vegafjord in Norwegen durch einen Luftangriff, der von einem britischen  Flugzeugträgerverband ausging, versenkt. KapLt.z.S. Hören wurde von norwegischen Fischern gerettet. Nur aufgrund der seemännischen Erfahrung dieser Fischer überlebte er die Unterkühlung. Wenige Monate später war er schon wieder an der größten Rettungsaktion, die Operation Hannibal, der Kriegsmarine beteiligt. Nahezu 1080 Kriegs- Handels- und Hilfsschiffe, also alles was schwimmen konnte, zog die deutsche Kriegsmarine von Ende Januar 1945 an in der Ostsee zusammen, nachdem durch die sowjetische Winteroffensive 1945 Ostpreußen eingeschlossen und der Landweg nach Westen versperrt war. In einer einzigartigen Rettungsaktion konnten bis Mai 1945 etwa 1,5 Millionen Zivilisten und rund 500.000 Wehrmachtssoldaten aus Ostpreußen, Pommern und Kurland nach Dänemark und Schleswig-Holstein evakuiert werden.
Der Untergang von Dr.Eichelbaum?

Der Untergang von Dr.Eichelbaum?

An einem Samstag im April, um genau zu sein um 22:16 Uhr des 13.04.1940 kollidierte Dr.Eichelbaum östlich von Langeland in Höhe der heutigen Ortschaft Steonse, mit dem wesentlich größeren, aus Stahl gebauten, dänischen Dampfschiff SS„Scandia“ von A/SD/S D.F.K. Københaven. Das Schiff war mit 1709 Brt. fast 4 mal so groß wie „Dr. Eichelbaum“. Ein Besatzungsmitglied starb bei der Kollision.

SS „Scandia“ war auf dem Wege in Ballast via Nord-Ostseekanal von Aalborg/DK nach Rotterdam in den Niederlanden. Vor dem dänischen Seeamt wurde schon am 18.04.1940 folgende Situation festgestellt.

Am 13.04.1940 gegen 22:00 Uhr passierte das SS „Scandia“, bei guter Sicht, dem Leuchtturm Hov auf der Nordspitze von Langeland / DK mit einem Passierabstand von wenigen Seemeilen. Nach Angaben aus dem Logbuch der SS“Scandia“ wurde um 22:09 Uhr der Kurs auf SW und die Fahrtstufe auf langsam voraus geändert um näher unter Land zu kommen, denn man wollte die Nacht bis zum Tagesanbruch vor Anker verbringen.

Der Bug von Dr. Eichelbaum


Kurze Zeit später sah man in der dunklen, mondlosen Nacht, in unmittelbarer Nähe, ein abgedunkelt fahrendes deutsches Vorpostenboot, und zwar die Dr. Eichelbaum, die einen nördlichen Kurs steuerte. Auch auf dem Vorpostenboot „Dr. Eichelbaum“  wurde „SS Scandia“ etwa zur gleichen Zeit wahrgenommen, aber leider wohl zu spät, denn obwohl von deutscher Seite als auch auf der SS „Scandia“ um 22:14 sofort ein Ausweichmanöver eingeleitet wurde, kam es um 22:16 Uhr zur Kollision zwischen den Fahrzeugen.
Bei der Kollision wurde die Stb Seite Von „Dr. Eichelbum“ am Bb. Steven der SS“Scandia“ unterhalb der Wasserlinie derart beschädigt, das „Dr. Eichelbaum“ sich nur noch knapp 5- 10 Minuten an der Wasseroberfläche halten konnte. n sofort, von der deutschen Besatzung, alle Rettungsmittel zu Wasser gelassen, auch auf SS“Scandia“ fierte man das Bb-Rettungsboot zu Wasser, welches dann auch 14 Überlebende an Bord nahm.
„Dr. Eichelbaum“ sank nach einem halbstündigen Todeskampf in eine maximale Tiefe von 27 m, einzelne Teile der Aufbauten ragen heute noch bis zu einer Wassertiefe von 18 m herauf.
Das Wrack liegt leider in einem Seegebiet wo durch geografische und ozeanografische Verhältnisse oft eine heftige Strömung, von teilweise mehr als 4-5 Kn, vorherrscht. Leider kommt diese Tatsache dem Tauchen am Wrack nicht immer zu gute.Es wurde

nicht gepanzertes Deckshaus von Dr.Eichelbaum

nicht gepanzertes Deckshaus von Dr.Eichelbaum

Das Wrack liegt auf Grund, auf ebenen Kiel mit einer Krängung nach Steuerbord von schätzungsweise 20°. Das Wrack an sich ist außerordentlich gut erhalten.

Man kann in das Ruderhaus sowie auch in andere Öffnungen in den Aufbauten und auch unter Deck tauchen. 
Oft fahren große Schiffe dicht bis sehr dicht an der Position vorbei, also scharfen Ausguck halten und das UKW unbedingt besetzt halten. Da es sich um Kriegsschiff handelt besteht selbstverständlich die Möglichkeit auf Munitionsreste zu stoßen – also Vorsicht bei dem was man anfasst!

Copyright © 2004 bei Peter Klink

Alle Rechte vorbehaltenFalls jemand etwas mehr über dieses Wrack weiß und nähere Angaben über dieses Wrack machen kann und möchte, oder vielleicht Fotos hätte, dann wären wir sehr dankbar, wenn er sein Wissen bzw. seine Fotos z.B. per E-Mail mit uns teilen würde. 
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